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Geschrieben

Hallo liebe Physiogemeinschaft :)
 

Möchte heute mal mit euch über das Thema Fersensporn diskutieren, da das ja einen Großteil unserer Patienten betrifft.

Der Fersensporn ist ja eine Verknöcherung der Ansatzsehne der plantaren FUßmuskulatur oder der Achillessehne, deren Ursache eine erhöte Zugbelastung ist.

Wichtig zu erwähmem ist, dass er erst durch eine Entzündung schmerzhaft wird.

Durch entzündungshemmende Maßnahmen kann die Entzündung gelindert werden und durch Physiotherapie kann die Zugbelastung verringert werden. Dadurch sollten wir es eigentlich schaffen, die meisten unserer Patienten schmerzfrei zu bekommen. Außerdem können wir in unserer Behandlung auf mögliche Fehlstellungen der Beinachsen eingehen und so die Ursachen beheben.

Was wir nicht können ist, den Fersensporn aufzulösen. Das kann die Stosswellentherapie, operative Eingriffe und andere ärztliche Methoden.

Sollte jemand anderer Meinung sein, gerne ergänzen ;)

Dass man durch Triggerpunktbehandlungen oder Querfriktionen einen Fersensporn lösen kann ist also nicht der Fall. Vielmehr könnte man eine Entzündung auslösen oder die bestehende Entzündung am Laufen halten, wenn man ständig mit mechanischen Reizen im Entzündungsgebiet - also direkt am Fersensporn oder unmittelbar daneben - arbeitet.

Trotzdem wird genau das ständig gemacht und auch den Patienten mit als Hausaufgabe gegeben. Zur Durchblutungsförderung und Schmerzlinderung.

Aus meiner Sicht ist es völlig Kontraproduktiv in Entzündungen reinzuarbeiten. Wobei ja bei der Querfriktion nach Cyriax auch absichtlich eine Entzündung hervorgerufen wird.

Was meint ihr dazu?

Freue mich auf anregende Diskussionen ;)

 

Geschrieben

Guten Morgen ikri. Ich gebe dir aufjedenfall Recht daß man in eine Entzündung hinein nicht friktionieren oder massieren sollte. Trotzdem werden die meisten Beschwerden der Pat.  die an einer Ansatztendinosen und Fersensporn leiden mittels massage und Friktionen besser. Ich denke der Grund ist, daß die Pat.wo zu uns kommen keine Entzündung mehr haben, oder der Fersensporn ist doch noch nicht so ausgeprägt und oft auch begleitet mit einer Ansatzreizung der Ferse. Oder die Reizung überwiegt. Entzündung, wenn nicht bakteriell bedingt ist ja ein akuter Prozess, der bei jeder Verletzung physiologisch ist. Diese 1. Wundheilungsphase dauert aber i.d. Regel nicht länger wie ein paar Tage. Unsere Pat. suchen aber erst eine Physiotherapiepraxis auf wenn es nach 2 Wochen immer noch nicht besser ist. Damit müsste aber die Entzündungsphase schon vorbei sein und auch die Beschwerden besser da die Schädigung mit fortschreitenden Heilungsphasen immer besser werden und auch die Schmerzen. Das tun sie aber nicht. Ich denke daß sich bei diesen Verletzung (Ansatztendinose ist ja eine kleine Verletzung der Sehnen an der Knochenhaut) keine richtige Entzündung entwickelt hat um den Heilungsprozess weiter foranzutreiben, oder sie war am Anfang zwar da, hat aber einfach aufgehört. Entzündungsmittel und Kordison  sind im Akutstadium ja gut und sinnvoll, aber oft wird Pat. auch noch nach der subakuten Phase  Entzündungsmittel verschrieben und Kordison gesprizt. Diese sorgen aber ja dafür daß die Entzündung erst recht nicht mehr aufkommt. Wie soll denn eine Verletzung, Reizung, heilen können wenn man die Entzündung immer wieder wegdrängt? Um in die 2. und 3.Wundheilungsphase zu gelangen muss der Körper erst eine Entzündung haben um den Heilungsmotor anzuschmeißen, wie die Zündungskerze beim Auto. Das zweite ist daß Strukturen wie Sehnen und Muskelansätze schlecht durchblutet sind was sich ebenfalls auf den Heilungsprozess nicht günstig auswirkt.Wie schon gesagt, Ich denke daß wir eher Pat. mit Reizungen behandeln und seltener akuten Entzündungen.  Wenn keine Entzündungszeichen bei dem Pat.vorhanden sind wie Röte, Schwellung, Wärme und halt den Schmerz, dann denke Ich daß es sich eher um eine Reizung handelt und keine Entzündung. Hier würde Ich dann auch Friktionen machen und Sachen wo die Wundheilung wieder ankurpeln. Gruß Thomas

Geschrieben

Das würde ja dann die These widerlegen, dass ein Fersensporn nur weh tut, wenn er entzündet ist. Ob eine Entzündung vorhanden ist oder nicht, lässt sich ja relativ leicht herausfinden, indem man die Temperatur misst. Bzw. lese ich aus deiner Antwort heraus, dass eine Entzündung für die Heilung sogar notwendig ist. Das macht Sinn... Dann machen in der Phase entzündungshemmene Maßnahmen allerdings keinen Sinn. Und man müsste sich darauf einigen,ob eine Entzündung nun gewollt ist oder nicht. Anschließend müsste man dem Gewebe Ruhe gönnen, damit es heilen kann.

Bei der Querfriktion nach Cyriax waren es glaub ich 24 oder 48 Stunden, in denen man keine entzündungshemmendern Maßnahmen machen darf.

Wie lange wird die nochmal durchgeführt um eine Entzündung auszulösen? 

@bbgphysio Wie oft behandelst Du Patienten mit Fersensporn? Werden die in der Regel schmerzfrei? Und wenn ja, wie lange dauert das?

Liebe Grüße

Geschrieben

Theoretisch müsste es auch bei nichtbakteriellen Gelenkentzündungen, die durch kleine Mikrotraumen entstanden sind eine physiologische Heilentzündung geben, bei der wir das Gelenk einfach in Ruhe lassen sollten, damit es der Körper selbst heilen kann. 

Wo liegt denn dann die Grenze zwischen physiologischer Heil- und überschießender Entzündung beim Fersensporn und an Gelenken?

Geschrieben

Ich, als Therapeut sowie auch als betroffener Patient, habe die Erfahrung gemacht, das Friktionen in Kombination mit Eis (Lolly) bei einem Fersensporn eine sehr gute Therapie sind. Man kann zwar nicht den eigentlichen Sporn beseitigen bzw auflösen aber das umliegende Gewebe wird gut durchblutet und aufgelockert. Anschließend ist es sinnvoll noch eine Elektrotherapie/Ultraschall durchzuführen. Aber es stellt sich doch auch die Frage:  Wieso entsteht ein Fersensporn? Was bringt uns eine Therapie im Akut Fall, außer der Schmerzlinderung, wenn sich an der eigentlichen Situation nichts ändert. Da liegt meiner Meinung der Punkt. Wir behandeln alle immer nur nach der "Dawos" - da wo es weh tut- Methode. Kaum einer schaut über den Rand hinaus. Wie steht der Patient?  Was kann man verändern? Muskeltraining? Bei uns in der Praxis geben wir unseren Patienten ein Übungsprogramm mit an die Hand um, wenn er denn möchte, positiv auf sein Problem ein zu wirken.

Geschrieben

Der Aussage, dass "wir alle immer nur nach der Dawos"-Methode arbeiten widerspreche ich.

Mir ging es bei dem Thema um den Widerspruch zwischen entzündungshemmenden und entzündungsfördeenden Maßnahmen in der Behandlung, der für mich immernoch nicht geklärt ist, deshalb hab ich die Ursachenbehandlung weggelassen.

Liebe Grüße

Geschrieben

Ich, als Therapeut sowie auch als betroffener Patient, habe die Erfahrung gemacht, das Friktionen in Kombination mit Eis (Lolly) bei einem Fersensporn eine sehr gute Therapie sind. Man kann zwar nicht den eigentlichen Sporn beseitigen bzw auflösen aber das umliegende Gewebe wird gut durchblutet und aufgelockert. Anschließend ist es sinnvoll noch eine Elektrotherapie/Ultraschall durchzuführen. Aber es stellt sich doch auch die Frage:  Wieso entsteht ein Fersensporn? Was bringt uns eine Therapie im Akut Fall, außer der Schmerzlinderung, wenn sich an der eigentlichen Situation nichts ändert. Da liegt meiner Meinung der Punkt. Wir behandeln alle immer nur nach der "Dawos" - da wo es weh tut- Methode. Kaum einer schaut über den Rand hinaus. Wie steht der Patient?  Was kann man verändern? Muskeltraining? Bei uns in der Praxis geben wir unseren Patienten ein Übungsprogramm mit an die Hand um, wenn er denn möchte, positiv auf sein Problem ein zu wirken.

Geschrieben (bearbeitet)

Hey, da habt ihr aber Glück dass ich auch zufällig Podologe bin.9_9
Euer Therapiegedanke ist gar nicht so verkehrt, vor allem finde ich die Ansichten von Silke und ikri seht vernünftig.
Die Suche nach der Ursache ist wie immer, bei jedem Schmerz unerlässlich.
Ich habe mich sehr lange damit beschäftigt und habe die Erfahrung gemacht, dass das Hauptproblem die Fußfehlstellung ist! Es gibt ja die 2 Typen des Fersensporns: den palntaren und den dorsalen. Der dorsale ist der einzige der notfalls operiert werden kann. Der Plantare ist sehr schwer zu operieren da die Komplikationen in der Wundheilung, in der Narbenwucherung und dem hochgradig rezidiv liegen. Ein irrtum ist auch, dass falls es wirklich beim plantaren zur OP kommt, der Knochen abgeschliffen oder abgemeiselt wird - Nein es wird nur die plantare Apponeuose so eingeschnitten, dass sie sich künstlich verlängert und somit der Zug am Calcaneus nachgibt.
Es ist auch ein Irrglaube, dass durch die Stoßwelle etwas vom Kochen abgesprengt wird. Durch die gebündelten Schallwellen, die auf das Gewebe schießen, entstehen neue kapillare Gefäße, die die Enzündung wegziehen sollen. Das funktioniert nicht bei jedem, da viele der Patienten unter einer Makro- oder Microangiopathie leiden und sich deswegen keine Kapillare mehr bilden.

80% der Menschheit haben einen Fersensporn, bei den Meisten ist er aber Symptomfrei und spüren ihn nicht.
Zu den Ursachen:
Hauptursache ist tatsächlich der Knick-Senkfuß.
Wenn ihr die plantare Fußmuskulatur vor Augen habt bzw. die Biomechanik, dann wisst ihr, dass die Aponeurose vor der Muskulatur liegt (von unten betrachtet). Ist der flexor hallucis brevis und der tibialis posterior elungiert bzw. geschwächt, halten die Faszien wie Drahtseile das Längsgewölbe. Jetzt sind diese Drahtseile sehr gespannt und federn jeden Stoß weiter und alleine ab. Da kann man sich vorstellen, dass das nicht lange gut geht. Durch feine Risse am Ansatz (Ferse) versucht der Körper diese Risse zu reparieren, mit einer Entzündung. (Ähnliche Prozesse haben wir eigentlich an allen Gelenken. Häufigst: Epicondylitis).
Es bilden sich vermehrt Kalkablagerungen und über Jahre eben der Sporn.

Zur Therapie:
Bei einer akuten fasciitis steht im Vordergrund die Entzündung zu beseitigen. Egal wie - es gibt kein Allheilmittel.
Eislolly ist eine gute Idee, Friktionen unterstützen tatsächlich den Heilungsprozess aber bitte nicht im Entzündungsgebiet.
Ich gebe den Patienten eine Murmel oder einen Golfball mit, womit er sich als Hausaufgabe selber friktionen verpassen soll.
Salbenverbände (mind. Messerrücken-Dick auftragen, nicht einreiben!) mit Voltaren, Proff (Diclo) und Co.

Sehr gute Erfahrung habe ich mit Kinesiotaping oder direkt mit Sporttape (diese weißen unelastischen) gemacht. Anleitungen gibt es überall im Netz. Wichtig ist dabei, das Längsgewölbe zu unterstützen bzw. zu entlasten.

EInlagen mit Fersenpornbettung oder Einlege-Gelpolster sind auch sehr hilfreich.
Das abklingen einer Entzündung kann sehr lange dauern, wenn alle Stricke reißen kann auch mit Medikamente gearbeitet werden, aber das ist Sache der Ärzte. Bei Cortison ist Vorsicht geboten, da die Sehnen dadurch Spröde und Risseanfällig werden!
Was ich meinen Patienten oft empfehle, wenn sich jemand gegen Medikamente sträubt, sind Globulis. Es gibt wirklich Globulis speziell gegen Fersensporn!!! Schaut mal im Intenet nach "Hekla Lava" ihr werdet erstaunt sein. Die Potenz ist unterschiedlich, da müsst ihr euch selber in die Materie einlesen.

Ist die Enztündung abgeklungen geht die Arbeit richtig los. Jetzt seid ihr gefragt. Es geht jetzt darum den tibialis posterior, den flexor hallucis brevis und die Außenrotatoren der Hüfte zu kräftigen um Langfristigen Erfolg zu haben.
Gaaaanz wichtig, und für mich eigentlich das "non plus ultra" ist die Stabilisierung der Ferse. Die Ferse ist eigentlich der Schlüsselpunkt der ganzen Geschichte. Achtet auf die Ferse. Lasst die Patienten barfuß gehen oder Kniebeugen machen und beobachtet was die Ferse macht. In der Landephase (Fersen-Bodenkontakt) werdet ihr bei den meisten Pat. feststellen, dass die Ferse übermäßig proniert. Das Problem ist auch der Schuh. Oft haben die Leute zu weiche, luftgepolsterte Schuhe.
Am schlimmsten sind die Croks oder diese Joya-Schuhe vor allem nicht für den kranken Fuß geeignet (reines Gift). Ihr könnt euch vorstellen, dass wenn ich einen instabilen Fuß habe, ob jetzt Muskulär oder Bandhaft, dann schreit mein Fuß nach stabilität und stütze. Das erreiche ich mit einem Schuh, der verhindert das meine Ferse weg knickt oder ich stabilisiere mit ihn Muskulär.
Übrigens sind Einlagen mit zu dicker Pelotte eine weitere Problematik. Sie können zu sehr auf die plantare Sehnenplatte drücken und diese zusätzlich reizen. Lieber weglassen!!!

Zeigt euren Patienten Übungen (Kurzer Fuß nach Janda, Spiraldynamik, mobilisiert den Vorfuß und stabilisiert den Rückfuß)

Puhhh. Ich glaube das wars, mir fällt nix mehr ein.  Wenn ihr Fragen oder Kritik habt, dann schreibt ruhig.

 

 

bearbeitet von gianni01
Geschrieben

DANKE! Sehr interessante Antwort Gianni?! Man lernt eben nie aus?Sehr hilfreich, da wir ja doch sehr viele Pat.mit diesem Problem in unseren Praxen haben. Und oft Fragen die Pat.dann auch was der Therapeut von einer OP hält und durch die Erkenntnisse durch deinen Beitrag können wir die Pat.dann vernünftig aufklären.

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