Jump to content

Motivation und Stolpersteine im Beruf

Dieses Thema bewerten


Recommended Posts

Geschrieben

Einen schönen guten Abend zusammen,

Eine kurze Vorwarnung: Diese Frage ist nicht wirklich relevant, ich bin lediglich echt neugierig. Ich finde es in der Tat erstaunlich, dass es Menschen gibt, die Unsummen für eine extrem harte Ausbildung bezahlen, um von Ärzten und Krankenkassen vollkommen zu Unrecht mit Füßen getreten zu werden und (wenn sie sich selbstständig machen) für einen Hungerlohn zu arbeiten, horrende Versicherungssummen zu bezahlen und die Patienten in einer minimalistischen Behandlungszeit zu Gesicht zu bekommen. Und dabei sind sie von ihrer eigenen körperlichen Leistungsfähigkeit abhängig und machen sich mit ihrem Job nicht selten die eigenen Gelenke kaputt... Soweit meine Außenwahrnehmung. O.o

Ich bin ja noch relativ neu bei Euch und kein Physio, aber wenn ich mich hier so durchlese, stellen sich mir doch viele Fragen: Warum seid Ihr damals Physios geworden? Was motiviert Euch stark genug, um die ganzen Hindernisse und Stolpersteine - die ja bereits mit den hohen Ausbildungskosten beginnen - zu nehmen? Bzw. mit welchen Patientengruppen arbeitet Ihr am liebsten und wo tut Ihr Euch womöglich schwer? Und wenn Ihr wüsstet, was alles auf Euch zukommt, würdet Ihrs nochmal machen? Was stört oder nervt Euch vielleicht an Eurem Job (Kollegen, Bedingungen, Patienten)? 

Ich bin auf Eure Ansichten gespannt! :D

Liebe Grüße
Chandra

Geschrieben

Du hast dir den Film angesehen, stimmt´s? 
https://www.physiowissen.de/forums/topic/10000712-geringe-vergütung-physiotherapeuten-vor-dem-aus/

Ja, ja du kannst ruhig noch tiefer mit deinem Finger in unsere Wunden bohren, ist eh schon wurscht xD
Als ich meinen Beruf wählte, war die Welt noch in Ordnung. Der Physio war sehr angesehen und gut bezahlt. Die Eltern haben das Geld für die Ausbildung auch gerne bezahlt. Das war gar kein Thema (wer sich´s leisten konnte, ansonsten BAFÖG)
Dann kam der Euro, die Vergütungen wurden von den Kassen genaustens umgerechnet, während die anderen Branchen ihre Preise umrechnen konnten wie sie wollten. Mit den Jahren kamen auch die Sparpakete der Gesundheitspolitik dazu. Die Ärzte wurden gezwungen nicht mehr so viel zu verordnen (Budgetierung oder auch Controlling genannt). Auch die Behandlungsmenge wurde immer weniger. Während man früher 10-12 Behandlungen und Nebenbehandlungen, wie Fango, Elektro und med. Bäder pro Rezept bekam, wurde das bis heute auf 6x im Quartal runter reduziert und kaum noch NB. Da kann man sich auch vorstellen, dass man damit beim Patienten viel weniger Erfolge hat als früher. In den letzten Jahren kam dann auch noch der ganze Mist mit den Heilmittelrichtlinien dazu, dass uns zwingt die Rezepte genaustens zu prüfen, die Ärzte auf ihre Fehler aufmerksam zu machen und sie gegeben falls korrigieren zu lassen, ansonsten drohen Kürzungen oder das Rezept wird ohne Vergütung von den Kassen einbehalten! Das wissen viele gar nicht.

Aber trotz der ganzen Steine, die uns in den Weg gelegt wurden, kann ich für mich behaupten, dass ich den Beruf sehr gerne mache und ich die Ausbildung wieder machen würde, so hart es klingt :D Ich bin halt der Typ Mensch, dem es wichtig ist den MENSCHEN, der mit Problemen zu mir kommt, zu helfen und mich voll und ganz auf die Behandlung zu konzentrieren.
Ich brauche den ganzen Zirkus rundum nicht. Das ist nur Zeitraubend, Nervenaufreibend und es geht meistens auf Kosten der Patienten.

Soweit meine Expertise dazu...;)

Geschrieben
vor 11 Stunden schrieb gianni:

Ja, ja du kannst ruhig noch tiefer mit deinem Finger in unsere Wunden bohren, ist eh schon wurscht xD

Aber trotz der ganzen Steine, die uns in den Weg gelegt wurden, kann ich für mich behaupten, dass ich den Beruf sehr gerne mache und ich die Ausbildung wieder machen würde, so hart es klingt :D Ich bin halt der Typ Mensch, dem es wichtig ist den MENSCHEN, der mit Problemen zu mir kommt, zu helfen und mich voll und ganz auf die Behandlung zu konzentrieren.
Ich brauche den ganzen Zirkus rundum nicht. Das ist nur Zeitraubend, Nervenaufreibend und es geht meistens auf Kosten der Patienten.

Hier kann ich mich Gianni nur anschließen. Da ich allerdings erst 2 Jahre im Beruf bin, kenne ich nur die heutigen Probleme, die es früher nicht gab.

Ich war von klein auf medizinisch interessiert. Als es an die Berufswahl ging, stand sofort fest, dass es nicht in die Verwaltung gehen wird, sondern etwas handwerkliches sein musste. Somit fand in mit der Physiotherapie die perfekte Mitte zwischen handwerklichen Geschick (Hands-on Techniken) und medizinischem Fachwissen. Es ist einfach schön, soviele neue Menschen kennen zu lernen und zu wissen, man kann helfen.

Geschrieben

Hallo Ihr beiden,

vor 11 Stunden schrieb gianni:

Stimmt. ;) Allerdings ist der nicht meine einzige Quelle für die traumhafte Berufsbeschreibung. Viele von Euch erzählen auch ganz gern mal während einer Behandlung. Auch die Physios in Bayern übrigens, weil Du ja sagst, Euch gehts soviel besser. Wobei es war auch nicht Bayern, sondern Unterfranken. xD

vor 11 Stunden schrieb gianni:

Ja, ja du kannst ruhig noch tiefer mit deinem Finger in unsere Wunden bohren, ist eh schon wurscht xD

Ihr habt Eure Finger doch auch immer genau da, wos wehtut - ich wollte nur den Gefallen erwidern. :P

vor 11 Stunden schrieb gianni:

Während man früher 10-12 Behandlungen und Nebenbehandlungen, wie Fango, Elektro und med. Bäder pro Rezept bekam, wurde das bis heute auf 6x im Quartal runter reduziert und kaum noch NB.

Klar, 6 Behandlungen werden für fast alles zu wenig sein, was so zu Euch kommt. Wenn ich mir jetzt nen Rückenpatienten vorstelle, da müsste man ja erst die Muskeln dehnen und lösen, bevor man dann mit gezieltem Muskelaufbau anfängt. Und der Muskelaufbau alleine würde sicher die 6 Behandlungen (die ja meist in 3-4 Wochen durchgezogen werden) schon deutlich sprengen. Vor allem, wenn man davon ausgeht, dass er seine Erkrankung auch nicht über Nacht entwickelt hat, sondern durch mitunter lebenslange Fehlhaltungen. Was ich allerdings nicht verstehe: Dieser Rückenpatient wird dann (wenn er keine oder nur unzureichende Physio bekommt) weiterhin Schmerzen haben und oft ist es nur eine Frage der Zeit, bis er aus lauter Verzweiflung nen Deppen gefunden hat, der seine Bandscheiben operiert, auch wenn von Ausfällen nicht die Rede sein kann. Und dann wirds für die Krankenkasse doch erst richtig teuer. Die OP selbst, dann kann er je nach Beruf ewig nicht arbeiten, ggf Reha, Schmerzmittel, Kontrolluntersuchungen usw. Irgendwie sparen die Krankenkassen meiner Meinung nach am völlig falschen Ende! :|

vor 11 Stunden schrieb gianni:

Aber trotz der ganzen Steine, die uns in den Weg gelegt wurden, kann ich für mich behaupten, dass ich den Beruf sehr gerne mache und ich die Ausbildung wieder machen würde, so hart es klingt :D Ich bin halt der Typ Mensch, dem es wichtig ist den MENSCHEN, der mit Problemen zu mir kommt, zu helfen und mich voll und ganz auf die Behandlung zu konzentrieren.

 

vor 6 Minuten schrieb Sebastian:

Somit fand in mit der Physiotherapie die perfekte Mitte zwischen handwerklichen Geschick (Hands-on Techniken) und medizinischem Fachwissen. Es ist einfach schön, soviele neue Menschen kennen zu lernen und zu wissen, man kann helfen.

Das ist doch schön zu hören! :) Ich möchte sicher auch niemanden diesen Beruf ausreden, denn es gibt einen Haufen Menschen, die auf Euch angewiesen sind und in deren Augen Ihr ein deutlich höheres Ansehen für Euren Einsatz verdient habt! ;) Denn wenns Euch nur ums helfen geht - das tut man als Taxifahrer auch. :P

  • 2 weeks later...
Geschrieben

Also mittlerweile geht’s uns doch nicht mehr so schlecht. Die Beihilfen erhöhen ab nächstes Jahr sogar die manuelle Therapie auf 27 Euro pro Einheit. Auch die gesetzlichen Kassen haben die Preise erhöht. Außerdem gibt es auch die Möglichkeit den Sekt.hp zu machen und kann dann über den Direktzugang die Pat.privat behandeln. Außerdem ist die Möglichkeit Gesundheitskurse anzubieten wenn man zb. Die Fink für nen Rückenschulkurs oder aquatrainer hat. Die AOK zahlt da sehr gut. 

Kommentare

You are posting as a guest. Wenn du bereits einen Account hast kannst du dich hier anmelden.
Note: Your post will require moderator approval before it will be visible.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Restore formatting

  Only 75 emoji are allowed.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Your previous content has been restored.   Clear editor

×   You cannot paste images directly. Upload or insert images from URL.



  • Beiträge

    • Hallo. Vielen Dank für deine Antwort. Kraftdefizit hat sie auf alle Fälle. Hab die Kraftgrade schon getestet. Assistiv hab ich mit ihr gar nicht trainiert, sondern eigentlich nur aktiv mit Hanteln etc. Abduktion mit 1kg Hanteln ist schwierig. Die Abduktion ist schon etwas besser geworden. Sie kommt auf so ca.60°. AV ja auch li bis zum oberen Regal mit Schwung und rechts hat sie die Kraft nicht. Letztes Mal in der TE hab ich den M.subscapulairs detoniert und in Dehnung gebracht + den M.serratus anterior gekräftigt (4 Füßlerstand und OK zwischen die Schutlerblätter reinhängen lassen). Wäre das auch eine korrekte Vorangehensweise. Was meinst du? Ich hab leider zu wenig Schlulterpatienten. Welche Übung wäre noch sinnvoll mit Therapiegeräten oder ohne? Wie lange kann das dauern bis die Nerven so geheilt sind, dass die Muskeln wieder normal innerviert sind, bzw. geht das überhaupt?  Ein Problem, dass sie noch sehr belastet ist ihre linke Hand, sie kommt mit den Fingergelenken nicht mehr in voller Streckung, ein Gelenk ist schon fast kontrakt :(. Nervenleitgschwindigkeitstest hat sie zweimal durchführen lassen. Alles in Ordnung meinte sie....aber woher auf einmal diese Handstellung. Passiv kann man sie in 0° bringen. Ich dachte das kommt vom N.radialis....Vielleicht weißt du da noch was?LG
    • Morgen Kerschl! Also erstmal ist ja das Hauptproblem deiner Patientin die Einschränkung der Bewegung. Hier muss man schauen was die Bewegung einschränkt, denn dadurch unterscheiden sich auch die Maßnahmen und Techniken. Ist es  eine Einschränkung der Gelenksbeweglichkeit selbst oder bekommt deine Patientin den Arm nicht nach oben weil die Kraft fehlt. Bei einer kapsulären Einschränkung aufgrund von verklebungen würdest du beim endgradig passiven Bewegen in AR oder Flex einen festen Stopp spüren, da blockiert sich was. Hier sind aufjedenfall Techniken wie Gleitmobilisationen aus der Manuellen Therapie sinnvoll, später sollte man aber mit einem langen Hebel arbeiten, also über die Grenze hinaus um Kapselanteile und Muskulatur weiter zu dehnen. Was Ich so herausgelesen haben scheint die Bewegungseinschränkung nicht kapsulär zu sein. Das musst du aber wie oben beschrieben testen. Hier scheint ein Kraftdefizit aufgrund des Plexusschadens zu bestehen. Hier ist es aufjedenfall sinnvoll aktiv mit iher zu arbeiten. Erstmal assistiv, dann aktiv, schließlich mit leichtem Gewicht, kurzhandeln, Seilzug und dann  immer weiter steigern. Wenn ein Kollege/kollgin eine PNF fortbildung hat wäre das eine sehr gute Technik für die Ansteuerung der Muskulatur. Leider ist bei einer Plexuskompression und dem Alter deiner Pat. die Prognose nicht so gut. 
    • Hallo. Ich habe eine Frage zu meiner Patientin. Sie ist Mitte 70, Feburar diesen Jahres hat sie sich eine Schulterluxation bds. mit einer traumatischen Armlplexusläsion bds, mitbeteiligung der Rotatorenmanschette zugezogen. Die Finger der linken Hand kann sie nicht endgradig strecken, belastet sie sehr und auch das Bewegungsausmaß ist in Abduktion und Anteversion noch immer sehr stark eingeschränkt. Was möglich ist, mit Schwung kann sie den linken Arm im Stehen leichter über 90° bringen ober Fach des Schrankes und rechts nur mithilfe der linken Hand + Elevation der rechten Schulter. Im Liegen funktioniert AROM und PPROM über den Kopf li etwas schlechter mit Krepitation und etwas Schmerz. Im Fokus stand die Wahrnemungsschulung, scapula-thorakales Gleiten, Isometische Anspannungsübungen an der Tür, BÜ mit Seilzug, Hantelübung und Theraband zur Kräftigung der Rotatorenmanschette und Bizeps, Trizeps. Mir kommt vor, die Abduktion hat sich etwas verbessert, sie hat das Gefühl ca. bei 40° dass es sich wo sperrt und dann kommt sie nicht mehr weiter. Dorsales und caudales Gleiten haben wir auch schon versucht (1x). Wie oft macht man das hintereinander? Ich hab es zu Beginn, weil ich nicht genau wusste ob das möglich ist, 3x10 WH pro Seite gemacht (dorsal gleiten). Ich komme nur einmal die Woche. Aber im Liegen ist das Bewegungsausmaß fast voll gegeben ohne Gegenstand in der Hand, deshalb kann es schwer das Gelenk sein, oder? Eher vom Nervensystem? Es stagniert momentan und wir kommen nicht weiter. Ich habe noch 3 TE bei ihr. Habt ihr vielleicht hilfreiche Tipps für mich um einen "kleinen" Fortschritt zu erzielen? Sie übt wirklich sehr fleißig. Danke für eure Hilfe.LG  

×
×
  • Neu erstellen...

Cookie Hinweis

Diese Website verwendet Cookies, um eine bestmögliche Erfahrung bieten zu können | anpassen oder mit okay bestätigen.
Forenregeln | Datenschutzerklärung