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matameko

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Beiträge erstellt von matameko

  1. Danke euch. Das Buch von Freiwald entspricht tatsächlich am ehesten wonach ich gesucht habe. Ich bin jetzt schon ein ganzes Stück weiter und schreibe die Erkenntnisse meiner Recherchen gerade hier zusammen:

    www.matameko.de/Massage

    Gerne lesen wenn ihr möchtet und mir Bescheid sagen, wenn ihr bein machen Punkten anderer Meinung seid.

    Laut Freiwald finden Reflexe nur dann statt, wenn ein Mensch eine Muskellänge gegen eine äußere, nicht vorhersehbare Störung konstant halten möchte. Anders ausgedrückt: nur wenn bei einer Längenänderung die erfassten Signale nicht zur ursprünglichen Bewegungsplanung passen, kommt es zum Reflex. Wenn ich selbst eine Dehnübung durchführe, besteht keine Abweichung zwischen der "Erwartung meines zentralen Nervensystems" und den tatsächlich festgestellten Längen- und Spannungsänderungen. Dann kommt auch kein Dehungsreflex oder Autogene Hemmung zum Tragen.

    Freiwald erwähnt als Beispiel, dass bei einem Sprint die Golgi-Sehnenorgane zwar stark erregt werden können, es aber trotzdem zu keiner Hemmung kommt. Die Ausgangssignale der Golgi-Sehnenorgane werden laut Freiwald sogar fördernd im Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus verschaltet. Das liegt daran, dass die Erwartungen des Ahtleten mit den erfassten Signalen übereinstimmen. Wenn der Athlet später beim Auslaufen unerwartet in ein Loch tritt, werden typische Schutzreflexe ausgelöst. In der unvorhergesehenen Situation gibt es eine Differenz zwischen den erwarteten und den tatsächlichen Signalen.

    Hier noch ein Zitat dazu:

    Das Nervensystem ist äußerst komplex und bis zum heutigen Tag nicht in allen Details verstanden. Daher sind vereinfachende Aussagen zur Wirkung einzelner Rezeptoren auf Bewegungen und Dehnfähigkeit der Muskulatur der Schwierikgeit des Themas nicht angemessen. Sie führen teilweise zu abwegigen Konsequenzen, z. B. bei der Entwicklung und Bewertung bestimmter Dehntechniken.

    Freiwald, "Optimales Dehnen", 2013

    Fazit: Ergebnisse aus Tierversuchen und alte Postulate zu Reflexen müssen nicht umbedingt etwas mit der Realität bei menschlichen Bewegungen zu tun haben. Die Signale der Rezeptoren sind vielfältig verschaltet und das letztliche Ergebnis kann überwiegend von höheren Anteilen des Nervensystems beeinflusst sein. 

  2. Ich beschäfige mich als Laie gerade mit Reflexen (siehe auch meine anderen Fragen) und habe grob verstanden

    wie Dehnungsreflex, Autogene Hemmung und Reziproke Hemmung funktionieren. Mir ist allerdings nicht

    klar was geschieht wenn man beide Muskeln eines Muskelpaars gleichsinnig belastet.

    A. Gleichzeitige passive Dehnung

    Jemand zieht an meiner Hand und mein Arm wird dadurch in die Länge gezogen. Ich schätze, dass dann

    sowohl die Muskelspindeln als auch die Golgi-Sehnenorgane angeregt werden, und zwar sowohl vom Bizeps als

    auch vom Trizeps. Ist das richtig? Falls ja, welcher der möglichen Reflexe überwiegt dann? Wird der Tonus

    der Muskeln eher zunehmen oder abnehmen und wieso?

    Kann man so argumentieren, dass der Strecker generell länger ist als der Beuger und daher von der Streckung

    weniger abbekommt? Die Rezeptoren im Beuger würden demanach bei einer Dehnung des ganzen Arms

    stärker gereizt werden und die entsprechenden Reflexe setzen sich dann durch?

    B. Gleichzeitige aktive Kontraktion

    Ich beuge meinen Unterarm und spanne dann sowohl Bizeps als auch Trizeps an ("Zeig mal deine Muggies").

    Auch hier werden vermutlich sowohl die Muskelspindeln als auch die Golgi-Sehnenorgane angeregt. Zusätzlich

    kommen "von oben" Signale für meine willkürliche Kontraktion der beiden Muskeln. Auch für diesen Fall interessiert

    mich welche Reflexe/Effekte eine Rolle spielen und wieso. Sind tatsächlich beide Muskeln gleichzeitig kontrahiert?

    Oder können sie (z.B. wegen reziproker Hemmung) nie gleichzeitig kontrahieren und sie wechseln sie so schnell ab,

    dass es nur so scheint als würden sie gleichzeitig kontrahieren?

     

    Könnt ihr mir ein Buch empfehlen, in dem solche Zusammenhänge gut verständlich erklärt werden?

     

     

     

     

  3. Da ich die Historie interessant finde, habe ich noch etwas mehr zu "myotatisch" vs. "myostatisch"  und "Eigenreflex" recherchiert.

    * 1875 wurde von Heinrich Erb und Carl Westphal unabhängig voneinander Reflexe beschrieben, die mit Sehnen zu tun haben:

    + "Ueber Sehnenreflexe bei Gesunden und bei Rückenmarkskranken". https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/BF02220079.pdf

    + "Über einige Bewegungs-Erscheinungen an gelähmten Gliedern." https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/BF02220080.pdf

    * Der Begriff myotatic geht wohl auf Sir William Richard Gowers zurück, der den Begriff 1884 in seinem Buch "The diagnosis of diseases of the spinal cord" (Seite 28) eingeführt hat. Er leitet ihn vom griechischen τᾰτικός ab.

    * Sir Charles Sherrington hat 1906 "The Integrative Action of the Nervous System" veröffentlicht und den Begriff "simple reflex" eingeführt. Er verwendet auch die Begriffe "short spinal reflex und "long spinal reflex".  Das entspricht am ehesten der Definition des Eigenreflexes.

    * Das älteste Zitat dass ich zum Eigenreflex finden konnte ist "Der Eigenreflex der großen Zehe" (1913), R. Hirsehfeld und M. Lewandowsky. Dort wird allerdings (auch) ein Hautreflex (also = Fremdreflex) beschrieben.  

    * Der Begriff myostatisch wurde vermutlich 1929 von Franz Herzog in "Über die myostatische Innervation antagonistischer Muskeln" eingeführt. Der Begriff leitet sich von statisch als Gegenteil von in Bewegung ab und ist daher vermutlich unabhängig von "myotatic". Herzog bezieht sich unter anderem auf Ch. Foix und A. Thevendard, die 1921 den französichen Begriff "reflexes de posture" geprägt haben.


     

     

    Zitat

    Sir William Richard Gowers, The diagnosis of diseases of the spinal cord, 1884, Seite 28


    It seems, therefore, most desirable to discard the term " tendon-reflex " altogether. The phenomena are, according
    to the explanation above given, dependent on a "musclereflex" irritability, which has nothing to do with the
    tendons. If we wish to describe them by a general term, it will be best to employ one which does not involve
    any special theory of their nature. They may be termed " tendon -muscular phenomena," but the intervention of
    tendons is not necessary for their production ; the one condition which all have in common is that passive tension
    is essential for their occurrence, and they may more conveniently be termed myotatic contractions (τᾰτικός, extended)*
    The irritability, on which they depend, is due to and demonstrative of a muscle-reflex action which depends on the spinal cord.

    * If it should ultimately be proved (which is very improbable) that so short an interval as one-fortieth of a second is sufficient for a reflex action, and that each contraction is reflex, the term "myotatic" will still be accurate, since it will remain true that tension is essentia] for the production of these contractions.

     

    Zitat

    Sir Charles Sherrington hat 1906 "The Integrative Action of the Nervous System"

    In this grade of co-ordination the reflex is taken apart, as if separable from all other reflex actions. This is the simple reflex. A simple reflex is probably a purely abstract conception, because all parts of the nervous system are connected together and no
    part of it is probably ever capable of reaction without affecting and being affected by various other parts, and it is a system certainly never absolutely at rest.

    ...

    In the simple reflex there is exhibited the first grade of coordination.

    ...

    A reflex reaction in which the muscular reply occurs in the same region as the application of the stimulus is conveniently called a short spinal reflex.

    (also see 1900: Sherrington, C. S. Schafer's Text-book. of Physiol., ii.)

    Zitat

    Herzog, Franz, Ueber die myostatische Innervation antagonistischer Muskeln, 1927

    Das Fixieren unserer Gelenke in einer bestimmten Stellung, die Sicherung einer ruhigen Haltung der Glieder
    ist eine ebenso wichtige Funktion der quergestreiften Muskeln, wie die Bewegung. Doch sind jene
    Nervenzentren und Bahnen, welche dieser myostatischen Funkion dienen und die Haltung und Stellung
    unserer Glieder sichern, nicht nur in der Ruhe, sondern auch während der Ausführung von Bewegungen tätig, wobei auf diese Zentren auch aus der Gehirnrinde kommende Reize einwirken.
    ...
    die Kurven sind also nicht Bewegungskurven, sondern myostatische Kurven.
    ...
    Meine Beobachtungen über die myostatische Innervation sind in Übereinstimmung mit anderen klinischen Beobachtungon. Ch. Foix und A. Thevenard beschreiben unter dem Namen "reflexes de posture" folgendes: Wenn man beim Gesunden die Haltung eines Gliedes in einem Gelenke passiv verändert, so entsteht in jenen Muskeln, welche zur Sicherung dieser Haltung dienen, eine tonische Kontraktion, die das Glied in der neuen Stellung fixiert. Diese Reflexe stehen wohl nahe der "Adaptations-
    und Fixations-Spannung
    " Foersters, der "Fixationsrigiditgt" Strümpells und dem "paradoxen Muskelphänomen"
    Westphals. Foix und Thevenard suchen eine Analogie zwischen den "reflexes de posture" und Sheringtons "shortening contraction" und "lengthening contraction" bei der Enthirnungsstarre, da diese ebenfalls die Glieder in der durch passive Bewegung hervorgerufenen Haltung fixieren.

     

  4. Danke für die Ergänzungen. Mit meinen Worten formuliert lautet die Antwort dann glaube ich. "Der Myotatische Reflex ist eine Sonderform des Eigenreflexes, bei dem es um die Regulation von Muskelspannung (myos=Muskel, tasis=Spannung) geht."

     

    Ich habe allerdings noch kein Beispiel für einen Eigenreflex gefunden, bei dem es nicht um die Steuerung von Muskelspannung geht. Gibt es auch noch andere Formen von Eigenreflexen?

    Wenn es keine anderen Eigenreflexe gibt wäre es das gleiche "etwas", das beschrieben wird, nur dass die Erfinder der Bezeichnungen unterschiedliche Aspekte betont haben.

     

    In den beiden Büchern

    "Massagelehre in Theorie und Praxis" von Muschinsky

    "Technik der Massage" von und Hoffa, Gocht, Stork 

    wird tatsächlich die Schreibweise "myostatisch" anstatt von "myotatisch" verwendet.

    Wenn ich bei Google nach "myostatisch" und "myotatsich" suche erhalte ich für

    "myostatisch" mehr Suchergebnisse.

    Wenn es sich bei "myostatisch" um einen Rechtschreibfehler handelt scheint er weit verbreitet zu sein. :)

     

  5. Danke für die Antwort. Leider verstehe ich sie nicht. Ist es das selbe oder gibt es einen Unterschied?

    (Um einen Unterschied zu erklären bitte beide Seite erwähnen. Bei A ist es so ... und B ist dagegen soundso. Nur A zu beschreiben reicht mir leider nicht, um einen Unterschied zu verstehen...)

    Vielleicht würde es mir helfen zu wissen, was genau mit "myotatisch" und "myostatisch" gemeint ist.

  6. Bisher dachte ich, dass "Myostaticher Reflex" ein Synonym für Eigenreflex sei.

    Im Massagebuch von Bernd Muschinsky gibt es getrennte Kapitel für Eigenreflex und Myostatischer Reflex.

    Es gibt auch Formulierungen wie

    Zitat

    Tonusregulierung über motorische Bahnen des Zentralnervensystems und des vegetativen Nervensystems (Eigen-, Fremd-, Myostatischer Reflex)

    Auf einen Unterschied wird allerdings nicht explizit hingewiesen.

    => Was ist der Unterschied zwischen Eigenreflex und Myostatischem Reflex (falls es einen gibt)?

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