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  • Stephan
    Stephan

    Missstand Physiotherapie

    Im Rückblick auf das Jahr 2011 liegt es leider nahe, sich mit gravierenden Missständen im Gesundheitssystem auseinander zu setzen. Die deutsche Politik macht es uns Physiotherapeuten nicht einfach.

    1) Abrechnungsirrsinn und Absetzungen von Physiotherapie Rezepten

    Zu nennen ist hier der totale Irrsinn in der Abrechnung von Heilmitteln. So wird Beispielsweise nahezu keine Schikane ausgelassen, Fehler in der Verordnung zu Lasten der Physiotherapeuten auszulegen und anstatt hier die zumeist eingesessenen Ärzte in der korrekten Ausstellung zu schulen und die Computerprogramme der Praxen konsequent auf Fehlervermeidung zu optimieren, wird die Zahlung unkorrigierbar abgelehnt. Ein Trauerspiel für einen sowieso schon komplett unterbezahlten Arbeitsbereich, der zunehmend Existenzen kostet.

    2) Physiotherapie Ausbildung - wer studiert hat nix davon

    Neben zermürbenden Regulierungen im Heilmittel- und Abrechnungsbereich ist auch nach wie vor die Ausbildungssituation in Deutschland ungenügend geregelt. Staatlich anerkannt ist noch immer nur die schulische Ausbildung, eine höhere Ausbildung an Universitäten wird zwar ebenfalls akzeptiert, jedoch wird der höhere Aufwand in der täglichen Arbeit am Patienten nicht anders vergütet. Vorteile bringen diese höheren Ausbildungsformen zur Zeit nur in der Forschung sowie im Ausland. Die Universitäten und Hochschulen gehen jedoch immer weiter voran und bieten weitere vollzeitliche und nebenberufliche Studiengänge an. Die neueste Ankündigung kommt hier von der FH Aachen, die diesen Studiengang ab dem Wintersemester 2012/13 anbieten wird.

    3) Erfahrungsbasierte Entlohnung

    Der 3. Missstand ist die Gleichbehandlung der Therapeuten. Klingt auf den ersten Blick wie ein wünschenswertes Ziel, jedoch kann eine gleiche Vergütung eines Berufseinsteigers und eines Therapeuten mit mehrjähriger Berufserfahrung und mehreren absolvierten Fortbildungen nicht sein. Kein anderer Berufszweig ist so im Zwang Fortbildungen zu absolvieren um seine Qualität zu verbessern wie Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden. Momentan ist hierfür der Anreiz lediglich die eigene Qualitätssicherung sowie die Arbeitsplatzerhaltung. Eine bessere Entlohnung für die mutmaßlich hochwertigere Behandlung fehlt im heutigen Gesundheitssystem leider völlig. Würden hier seitens des Gesetzgebers Anreize in Form von besserer Bezahlung hochqualifizierter Fachkräfte pro Behandlung geschaffen, wäre auch der alltägliche Frust über die zumeist selbst zu tragenden Kosten für Weiterbildungen nicht so hoch, hätte man doch eine Aussicht auf eine Refinanzierung. Unklar ist auch, warum die Krankenkassen dies nicht konsequent unterstützen? Liegt die Behandlungsdauer, -effizienz und -erfolg eines erfahrenen Therapeuten doch mutmaßlich höher und spart somit im Umkehrschluss wieder Kosten.

    4) Akademisierung der Physiotherapie

    Selbstverständlich würde eine Akademisierung der Physiotherapie weitere Fragen aufwerfen, wie zum Beispiel, wie mit langjährig aktiven Therapeuten verfahren wird, welchen Stand der Therapeut im Bezug zum Arzt hat und wie das Diagnoserecht verteilt wird, doch sind diese Fragen im Moment nur theoretischer Natur, da sie von den Personen, die etwas verändern könnten nicht gestellt werden. Die Therapeuten müssen zur Sicherung ihres Lebensunterhaltes so viele Stunden am Patienten bewältigen, dass keine Zeit für Lobbyarbeit bleibt und die Verbände legen die Hände in den Schoß. Ob hieran mangelnde Ideen oder einfach nur Resignation Schuld ist, bleibt unbeantwortet.

    Physiowissen als Sprachrohr

    An dieser Stelle möchten wir gern allen, die etwas bewegen möchten unsere Hilfe anbieten und strecken auch den Vertretern der Gesundheitspolitik die Hand zum Gespräch aus und bitten Sie sich folgende Frage ehrlich zu beantworten: Ist Physiotherapie nicht einer der wertvollsten Berufe, die es gibt? Wo sonst wird mit derartig intensiven Bemühungen 1:1 direkt am Patient an dessen Wohl und Gesundheit gearbeitet? Stephan Schmied


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    Rückmeldungen von Benutzern

    Recommended Comments



    Ich habe mich zu Beginn meiner Ausbildung hier eingeschrieben um ein bisschen auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Nach der Ausbildung bin ich nach Holland gegangen. Dort arbeite ich nun beinah drei Jahre und bin sehr zufrieden. Ich konnte damals schon nicht verstehen wie jemand der sich soviel fachliches aneignet so unterbezahlt sein wird. In Holland verdient man mindestens dreimal soviel brutto als in D-land und arbeitet Standard drei bis vier Tage! Arbeitszeiten sind flexible! Arzt und Therapeut arbeiten eng zusammen und haben eine freundschaftliche Beziehung zueinander. Patienten koennen auf eigene Verantwortung zum Therapeuten ihrer Wahl gehen und Therapie in Anspruch nehmen. Der Arzt wird hierueber nur informiert wenn der TH den Patient fuer nicht behandelbar screend.
    Ich denke, ein guter Therapeut verdient die Anerkennung auch ueber das Gehalt! und das Danke des Patienten!
    Wie kann ein Land welches so dicht neben Deutschland ist so anders arbeiten?

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    Und nun?
    Dachverbandplanung? Sowie eine ordentliche Demonstration anzetteln in mehreren großen Städten? Ich denke der größte Teil stimmt diesem Beitrag zu nun muss nur noch was bewegt werden . Wie könnte man diese Ziele nun erreichen? Gibt es Vorschläge? Leute mit Beziehungen? Wie wärs wenn man hier eine Arbeitsgruppe oder dergleichen bildet oder mehrere die sich mit den dazugehörigen Themen befassen. Wir können uns noch lange aufregen oder wir können auch anfangen :-)

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    Und nun?
    Dachverbandplanung? Sowie eine ordentliche Demonstration anzetteln in mehreren großen Städten? Ich denke der größte Teil stimmt diesem Beitrag zu nun muss nur noch was bewegt werden . Wie könnte man diese Ziele nun erreichen? Gibt es Vorschläge? Leute mit Beziehungen? Wie wärs wenn man hier eine Arbeitsgruppe oder dergleichen bildet oder mehrere die sich mit den dazugehörigen Themen befassen. Wir können uns noch lange aufregen oder wir können auch anfangen :-)

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    Ganz erlich, ich bin dafür das wir anfangen sollten etwas zu bewegen.
    Die Frage die sich für jeden stellt ist "Wie?".

    Ich mein Grundlegendes wie die Ausbildung müsste vielleicht mal komplet neu struckturiert werden. Wie kann es sein das jemand der bsp. in Hessen die Ausbildung macht, komplet andere Fächer hat als jemand der ein paar Kilometer weiter in Thüringen die Ausbildung macht. Zuerst einmal muss die Ausbildung im Kompletten Staat einheitlich sein zumindstens vom Grundstoff.

    Die Prüfung muss einheitlich abgehalten werden es kann schlieslich nicht sein das man unterschiedliche Prüfungsfächer in den einzelnen Bundesländern hat.

    Ich muss auch poiphysio in all seinen Punkten recht geben.

    Man kann diesen ganzen Artickel eig. als aufruf sehn das sich etwas ändern soll. Aber wo angefangen werden muss damit sich wirklich etwas ändert und das zum besseren für die Patienten (welche es sind die ja eigentlich daruter leiden), wissen wir denke mal selber nich hundertprozentig.
    Es gibt viele Punkte in dem Arbeitsbereich der Therapeuten aber wenn wir nur diese verbessern, machen wir eine Symptombahandlung und keine Ursachenbehandlung.

    Wir können soviel reden/diskutieren wie wir wollen, aber irgendjemand muss den anfang machen und mit den "hohen Tieren" reden. Dann aber so das sich danach wirklich etwas zum besseren, für die Patienten UND uns ändert, sonnst ist es vollkommen umsonst.
    Ich glaube eigentlich kaum das Streiks hier etwas bringen, Unterschriftensammlungen vielleicht sie wären zumindestens eine positive Grundlage (für uns).

    Ganz erlich ich finde es auch im Grunde nicht haltbar, das unser Beruf immer noch auf einem Gesetz basiert welches 1994 in Kraft getreten ist. Ich meine wir haben 2011 bald 2012, dieses Gesetz ist jetzt bald achtzehn Jahre alt, aber in unserem Berufsfeld ändert sich ständig etwas, es gibt ständig irgendwelche Erneuerungen.
    In anderen Ländern ist die Ausbildung zum Physio komplet anders gergelt und ich finde Deutschland sollte sich an einigen Ländern ein Bsp. nehmen denn es ist an der Zeit etwas zu veränder.
    LG und ein schönes Wochenende an alle

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    Ich bin zwar noch Schülerin aber habe schon 3 Jahre in einer Reha gearbeitet und weiß was ein Physio an Fortbildungen machen muss. Es ist nicht nur ein finanziell großer Aspekt sondern auch ein zeitlicher Aufwand.
    Was mich sehr stört ist, das eine OP schnell genehmigt wird, was die Krankengymnastik aber evtl. ersparen könnte und das ohne Nebenwirkungen. Medikamente werden rezeptiert aber für ein Krankengymnastikrezept muss man kämpfen. Finanziell ist das Gesundheitssystem falsch aufgeteilt. Was natürlich sehr schade ist, weil Therapie sehr unterschätzt wird.

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    Hi,
    das Thema liegt nur hier auf Eis. Weiter ging es derweil auf Facebook, wo wir nochmal eine konkretere Umfrage gemacht haben und wir haben auch schon eine Idee, wie wir weiter gehen werden. Aus Zeitgründen vermutlich aber erst im neuen Jahr.

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    Kann diese Ausführung sehr gut nachvollziehen...ich stehe noch am Anfang..bin letztes Jahr (endlich) fertig geworden und arbeite nun in einer Klinik...von der Bezahlung hinsichtlich zum Vergleich der Praxis keine Frage..deutlich besser aber: auf meine Frage beim Betriebsrat, in welcher Gruppe Physio´s vergütet werden, bekam ich zur Antwort, diese Frage steht seit 2006 offen...früher BAT heute TVöD...so, nun weiter...wenn ich mal schaue, was ich den ganzen Tag mache, dann wundert es mich ehrlich, dass ich abends noch geradeaus laufen kann...(arbeite auf der Inneren und zusätzlich noch ca.20-30 prozent Ambulanz) und wenn man dann mal die Schwestern freundlich fragt, ob sie mal bitte mit anpacken könnten dann bekommt man zur Antwort: "JETZT NICHT,WIR FRÜHSTÜCKEN!!!" Okay, aber ein paar Minuten später ist dann Beispielsweise dem Patienten ein kleines Missgeschick passiert und dann kommt die Schwester, und meckert noch mit dem Patienten...um dieses zu vermeiden, gehe ich oftmals über meine eigentliche Arbeit hinaus, da mir das Wohl meiner Patienten sehr am Herzen liegt...und bekommt man dafür mehr??? nein!!! Ich mach es trotzdem gern weiter..Ärgere mich aber trotzdem darüber, dass andere, die Weniger machen mehr bekommen als die, die eigentlich sehr viel machen...denn wir bringen die Patienten wieder auf die Beine...und das wird leider oftmals nicht mehr gesehen...So, ich bin wohl auch etwas aus mir herausgegangen...aber das musste mal sein...

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    Hi, kurzes Update: Wir arbeiten an diesem Thema hinter den Kulissen natürlich weiter. Wie ihr euch vorstellen könnt ist dieses Thema vielschichtig und es bringt natürlich nichts auf die Barrikaden zu gehen und einfach so mal das doppelte Geld zu verlangen.
    Mein Ziel ist es, ein System zu entwickeln, von dem alle Betroffenen etwas haben: Physios, Ärzte und auch die Kassen. Die ersten 2 Seiten der Ausformulierung sind fertig. Bin jetzt schon auf die Reaktionen gespannt.

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    habe mich eben durch die ganzen Beiträge gearbeitet, und kann mich dem nur anschliessen. Zu mir: habe eine Weiterbildung vom Masseur zum Physio angestrebt, jedoch durch besondere Umstände, auf die ich jetzt nicht näher eingehen möchte, eine Prüfung nicht geschafft. Somit waren also 2 Jahre "umsonst". (Auch die Wiederholungsprüfung schaffte ich nicht, nachdem sie wegen Krankheit erst 1 Jahr später stattfand und ich dazwischen keinerlei Auffrisschung hatte. War zwar nicht der beste Schüler, aber immerhin war bei den übrigen Prüfungsnoten auch eine 2 dabei.
    Meine Frage: gibt es eine Möglichkeit, nach einer spez. Vorbereitung für diese Prüfung es nochmal zu versuchen ? Die komplette Ausbildung nochmal zu machen kommt nicht in Frage, da zu aufwendig und ich dafür auch schon zu alt bin.

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