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Ratschow Rollübungen


geertjeuring

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Ratschow Rollübungen

Einer der Aufgaben der die IMPP sich gestellt hat, ist das aktualisieren von Behandlungsmethoden.

Bei pAVK Patienten waren die so genannte Ratschow Rollübungen (abgeleitet von dem Ratschow-Test) lange Zeit Standard in die physiotherapeutische Behandlung. Die Rationale dahinter war das die Hypoxämie die durch die Übungen entsteht zu eine Kollateralisierung der Arterien führt und das auf diese Art ein natürlichen Bypass geschaffen wird. Mittlerweile weis man aber das diese Kollateralisierung zwar eintritt, aber kaum Effekt hat auf die maximale Gehstrecke des Patienten. Das lässt sich dadurch erklären das im Krankheitsprozess durch die progressive Inaktivität des Patienten auch die andere am Kreislauf beteiligte Organe ihr Trainingsniveau reduzieren.


Eine Behandlungsmethode die die Gehstrecke erweitern soll (die Hauptbeschwerde der Patienten ist die Einschränkung der maximale Gehstrecke bzw. der Schmerz der dabei entsteht), soll also nicht nur an das betroffene Organ (Gefäß) ansetzen.


Aus der Trainingslehre wissen wir das Trainingsreize spezifische sein müssen (S.A.I.D. Principle specific adaptation on imposed demand), das heißt wenn ich die maximale Gehstrecke erweitern will muss der Patient gehen. Also Gehstreckentraining ist die meist adäquate Form der Behandlung bei Patienten mit einer pAVK Typ IIa oder IIb. Das erscheint fast zu einfach, aber ist von bestechende Logik. Wenn eine gesunde Person sich vornimmt in ein Jahr ein Marathon zu laufen, wird keiner ihm empfehlen vor allem zu Schwimmen oder vor allem Fahrrad zu fahren oder auch die Beine senkrecht in die Luft zu halten und dann so viel wie möglich die Füße hin und her zu bewegen.

Die Effektivität von Gehstreckentraining ist mittlerweile in mehrer Studien bestätigt.

Das Gehtraining hat aber noch ein wichtigen anderen Aspekt was bei Ratchow Rollübungen nicht eintritt. Es hat ein positiven Einfluss auf die Risikofaktoren die bei die Progredienz von pAVK eine wichtige Rolle spielen:


Diabetes Typ II
Hypercholesterinämie
Adipositas
Etc.


Die Ratschow Rollübungen werden aber noch an viele Schulen gelernt und dementsprechend auch noch von viele Schüler und Therapeuten an Patienten durchgeführt. Auch in die "Literatur" sind sie noch vertreten. In dem 2004 im Thiemeverlag erschienenen "Physiotherapie in der inneren Medizin" von der Autorin Fr. Hannelore Göhring wird das Gehstreckentraining relativ wenig belichtet während die Ratschow Rollübungen viel ausführlicher besprochen wird. Aberwitzig da bei ist, das das Buch im Vorwort die wissenschaftliche Ansätze der modernen Physiotherapie lobt aber das offensichtlich keine wirkliche Literaturrecherche zu dem Thema pAVK gemacht wurde.

Lit.

Ehrenberg et al. Krankengymnastik bei peripheren Gefäßerkrankungen 1987 im Pflaum Verlag erschienen.


Körperliche Bewegung bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit
Verfasser: Prof. Dr. med. Jürgen M. Steinacker, Yuefei Liu, Hartmut Hanke
Deutsches Ärzteblatt 2002

Richtlinien für physiotherapeutische Behandlung von pAVK Patienten herausgegeben von die KNGF


Mit freundlichem Gruß
Geert Juering

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Hi,

mal ne kurze Rückfrage - um die brisanz des Themas zu verstehen.

Wir haben Ratschow Test als Test und Dokumentationsmöglichkeit gelernt um die Dauer der Dorsal-Extension bis zum eintreten der Hypoxämie zu erhalten.

Auf diesen Test basierend sieht "unsere" Therapie so aus, dass wir eine Art festes Übungsprogramm erstellen und für jede Übung (ähnlich wie Ratschow) zu Behandlungsbeginn die maximale Anzahl der Wiederholungen zu erhalten. Dann wurden davon 2/3 der Anzahl als Behandlungsintensität angesetzt.

Hab ich es da richtig verstanden, dass im besonderen das Gehtraining bei der bisherigen Ausbildung zu kurz kommt oder sind Übungen "aufm trockenen" .. also Behandlungsbank o.ä. letztlich nicht das, was dem Patienten wirklich hilft?

Mfg Stephan

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Hallo Stephan, der Test bleibt als solches bestehen. Sie kann Physiotherapeuten dazu dienen wenn bei Beinschmerz der Verdacht auf pAVK besteht. Zum Beispiel wenn ein Patient in die Praxis kommt mit die Diagnose Ischialgie oder Hüftarthrose aber die Anamnese deutet mehr in die Richtung einer pAVK.

Der momentane Wissenstand ist das vor allem Gehtraining die beste Effekte hat auf die Erweiterung der maximale Gehstrecke. Letzteres ist meistens von besondere Bedeutung für die Lebensqualität des Patienten.

Auch wenn ein arterieller Bypass gelegt wurde um die Stenose zu umgehen befasst die Rehabilitation vor allem Gehtraining.

Auch hier zeigt sich die Tendenz in Richtung einer Hands off Therapie. Das bedeutet das der Therapeut viel weniger die Rolle als Montör sondern viel mehr die Rolle vom Coach hat.

Gruß

Geert

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  • 2 years later...

Hallo,

wo wir gerade beim Thema sind... wir haben uns heute erst gestritten, inwiefern und wie oft man das Gehtraining machen sollte. Die Bücher die im Thieme Verlag erschienen sind, geben ein Training von 2x die Woche vor. Die Bücher im Gustav-Fischer Verlag hingegen ein tägliches Training. Wie stehen die Studien dazu?

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Hallo Steve, du findest evidenz basierte Leitlinien für pAVK beim koninklijk nederlands genootschap voor fysiotherapie. Auch wenn du vielleicht den Text nicht lesen kannst, kannst du dir die Studien aus dem Anhang holen. Viele Leitlinien sind auch übersetzt auf Englisch.

Unten findest du eine Zusammenfassung der ebm "Tatsachen" mit eine Auflistung der Wahrscheinlichkeit.
viel Erfolg.

• Vergrößern der Gehstrecke
• Verringerung der Risikos für
Atherosklerose
• Verbesserung der Lebensqualität
Das vergrößern der Gehstrecke ist unser
größtes Behandlungsziel. Die körperliche
Aktivität hat einen positiven Einfluss auf die
Atherosklerose. Die gewonnene Verlängerung
der maximal möglichen schmerzfreie
Gehstrecke erhöht die Lebensqualität. Das
bedeutet nicht das Gehstreckentherapie die
einzige Therapie ist, aber wohl eine der
erfolgreichsten aus dem
physiotherapeutischen Spektrum.
„Facts“
Die Fakten über die Behandlung von pAVK
werden über ihre Beweislage eingestuft.
Niveau I hat die höchste Beweislage.
Training
Training ist eine effektive Behandlung bei
Patienten mit eine pAVK. Training führt zu eine
signifikante Zunahme der schmerzfreie und
maximale Gehstrecke.
Niveau I
Gehtraining
Gehtraining ist die effektivste Trainingsart bei
Patienten mit eine pAVK Typ II. Es führt zu
eine signifikante Zunahme der schmerzfreie
und maximale Gehstrecke.
Niveau II
Dauer des Trainingsprogramms
Das Training ist am meist effektiv wenn es
mindestens 6 Monate dauert.
Niveau II
Trainingsintensität
Das Gehtraining bei Patienten mit pAVK Typ II
ist am effektivsten2 wenn es ausgeführt wird
bis das der Patient fast maximaler Schmerz ( 3
auf der ACSM Score) spürt.
Niveau 2
Trainingsfrequenz
Das Training sollte mindestens 3 mal die
Woche durchgeführt werden um effektiv zu
sein.
Niveau 2
Trainingsdauer
Um effektiv zu sein muss eine Trainingseinheit
mindestens 30 Minuten dauern.
Niveau 2
Trainingsbegleitung
Trainingsprogramme die unter Führung
stehen, sind effektiver als Trainnigsprogramme
die nicht geführt werden.
Niveau 2
Erhöhen der Schmerztoleranz
Wenn wir die Schmerztoleranz der Patienten
erhöhen möchten, ist es sinnvoll den Patient
immer etwas mehr „in den Schmerz“ hinein
laufen zu lassen.
Niveau 3
Überwinden der Angst für Anstrengung
Überwinden der Angst vor Anstrengung führt
zu eine verringerung der subjektive
Leistungbeschränkung.
Niveau 4
Verbessern vom Laufmuster
Gehtraining verbessert das Laufmuster bzw.
ihre Effizienz.
Niveau 3

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Danke!

Ich habe zwar ein ganz schönes Script gefunden aber das scheint leider nicht übersetzt ... naja ich habe ja jetzt erstmal die Tatsachen und bin erstmal einen Schritt weiter!

Ich bedanke mich, dass du dich für eine wissenschaftliche Physiotherapie hier im Forum einsetzt! Denn es bringt tatsächlich nichts, wenn man immer nur das gleich macht und nicht auch mal das ganze hinterfragt und mal über den Tellerrand hinausschaut!

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    • Moin Moin,   nochmal danke für eure ganzen Hilfen.   Das Thema ist noch aktuell und etwas besser geworden. Mittlerweile ist das Ganze (auch ohne Diagnose vom Arzt) etwas klarer geworden.   Es existiert ein Ziehen im Leistenbereich, in der Hüfte. Der Oberkörper will nach vorne. Eigenrecherche nach deutet alles auf den mächtigen Hüftbeuger hin.   "Recherchen zufolge verspannt der untere Rücken reflexartig um den Körper aufrecht zu halten. Würde zu 100% passen. Auch die Rückenverspannung ist weg wenn der Hüftbeuger gedehnt wird."   Mache ich Übungen, so wird es besser. Es gibt dann sogar befreiendes Knacken und befreiende Gefühle, vor allem im Nacken. Das sind echt starke positive und nervöse Gefühle, die auf einmal kommen. Ich bin kein Esoteriker, aber ich habe von "Stresshormonen" gelesen. Und leider stimmt es. Sogar der Nacken wird dann den ganzen Hüftübungen wieder mobiler,was ja anfangs mein Hauptziel war. Es wird immer besser. Diese Stresshormone sind schon extrem. Dazu (ich hoffe es kommt daher) auch mal missempfindungen wie ein klein wenig übelkeit oder ziehen im Kiefer. Alles aber eher angenehm.   Als Sport mache ich auch noch Klettern (Bouldern) Dort springt man vom oben oft ab und streckt das Knie beim Absprung nicht durch, sodass die Hüften viel abfangen.   Es kann gut sein, dass dieser Hüftbeuger durch falsches Sitzen (jahrelang) verkürzt ist. Probleme mit Beinanhebung gibt es ja auch. Seitliches Beinanheben ist schwergängig. Karatekick gar nicht möglich.   Derzeit stehe ich (ca. 3 Stunden) beim Arbeiten am PC: Das geht, man merkt aber schon, dass Oberschenkel und Hüfte arbeiten, sich am Liebsten wieder setzen würden.   Hatte jemand von den Therapeuten hier schon einmal Kontakt zu Leuten,die das gleiche Problem hatten?   Ich schaue mir alle möglichen Übungen auf Youtube ab. Gerade Ausfallschritt (und dann nach hinten lehnen) hilft enorm,ist hardcore. Aber schwer zu halten. Für zusätzliche Übungs-Tipps wäre ich dankbar.   Auch gibt es so wenig Lesestoff zum Thema "Nacken" und die Verbindung zur Hüfte und mögliche Beschwerden. Lediglich im englischsprachigen Yoga-Internet "Your Neck is your Psoas". Aber es muss stimmen. Ich würde abe rgerne die Mechanismen des Körpers durchblicken.   Gelesen habe ich mal, dass es ein Ungleichgewicht gibt und der Nacken Reflexartig verspannt um Auszugleichen.   Hochspannendes Thema, ich finde aber wenig darüber.
    • Hallo bbgphysio und vielen Dank für die schnelle Antwort,   ich hatte mich nur erschreckt, weil dieses komische Gefühl dazu kam. Das kenne ich so nicht. So, als wenn ein Muskel oder eine Sehne über irgendetwas drüberrollt. Deswegen hatte ich mich wohl reingesteigert, dass das ein Fremdkörper ist, der da gewachsen ist. Ist dieses Gefühl denn auch typisch, für meine Beschwerden? Sind das verspannte Muskeln? Das komische ist, dass, wenn ich es provoziere, dieses Schnappgefühl dazu beiträgt, dass es besser oder auch schlechter wird. Also, wenn ich eine Bewegung mache und merke, jetzt kommt der Schmerz, dann ist nach diesem Schnappen auch gut. Und andersherum, wenn ich merke, es ist alles in Ordnung und setze mich langsam hin kommt das Schnappen und der Schmerz ist da. Aber nie lange. Nach ein paar Sekunden ist auch wieder gut.
    • Guten Morgen Sonnenstern! Mach dir keine Sorgen, Ich glaube nicht daß du einen Tumor hast und auch nicht daß deine Beschwerden von den oben genannten Diagnosen kommen. Auch Hüfte kann man erfahrungsgemäß ausschließen. Da wäre am besten dir ein Rezept zu holen für Physiotherapie. Ich würde mir z.b. auch mal das ISG anschauen, Iliosacralgelenk. Eine Blockade in dem Gelenk kann manchmal solche Beschwerden in Hüfte und Beine verursachen. Das kann aber nur eine Kollegin oder Kollege mit einer Zusatzausbildung zur Manuellen Therapie herausfinden. Ist dies ausgeschlossen scheint es ein rein muskuläres Problem von der Geßäßmuskulatur zu sein daß durch eine Massage gut in den Griff zu bekommen ist. Würde ein Nerv eingeklemmt sein, also in dem Bereich der Ischiasnerv dann hättest einen Schmerzen, krippeln, Taubheitsgefühle ins Bein. Was du selbst tun kannst ist zb. mit einem Massageball, Tennisball die Stelle selbst massieren. Am besten du stellst dich dabei seitlich zur Wand und klemmst den Ball zwischen der schmerzenden Stelle und Wand ein und einfach Druck ausüben den du hältst.    l.g.

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